Irrtümer der Pferdeentwurmung
Es gibt kaum ein anderes Thema in der Pferdehaltung, bei dem sich so viele Irrtümer hartnäckig halten, wie bei der Entwurmung. Gezieltes und regelmäßiges Entwurmen mit modernen Wirkstoffen kann unsere Pferde vor den häufigsten Magen-Darm-Parasiten wirksam schützen. Um mehr Klarheit zu bringen, räumen wir hier mit den häufigsten Irrtümern der Entwurmung auf:
„Mein Pferd sieht gut aus und ist gesund, also hat es keine Würmer.“
Zu Beginn einer Parasitose sieht jedes Pferd gesund aus. Dramatisch sind die späteren Auswirkungen und Folgeerkrankungen wie z.B. Kolik, wiederkehrender Durchfall, Leistungs- und Entwicklungseinbußen.
„Ich entwurme mein Pferd bereits 3 x pro Jahr, das ist ausreichend.“
Das hängt ganz vom verwendeten Wirkstoff, der Wirkdauer des Präparates und den vorhandenen Parasiten im Pferd und Bestand ab. Gezielte Entwurmungen sind neben einer guten Weidehygiene und einem guten Stallmanagement nur ein Pfeiler eines verantwortungsvollen Entwurmungsprogrammes.
„Ich habe keine Würmer im Kot gesehen, also ist mein Pferd nicht verwurmt.“
Normalerweise scheidet das Pferd erst bei massivem Parasitenbefall ganze Würmer aus. Ein möglicher Hinweis auf Verwurmung sind Parasiteneier im Kot. Diese können nicht mit bloßem Auge, sondern nur mikroskopisch erkannt werden.
„Ich verabreiche nur dann eine Wurmkur, wenn die Kotprobe positiv ist.“
Nur weil keine Wurmeier im Kot des Pferdes diagnostiziert werden, bedeutet das nicht, dass keine Parasiten im Körper des Pferdes vorhanden sind.
„Ich verwende jedes Mal ein anderes Präparat, damit sich keine Resistenzen entwickeln.“
Ein willkürlicher Wechsel von Präparaten reicht zur Vermeidung von Resistenzen leider nicht aus. Um Resistenzen vorzubeugen sollte ein Produkt mit einem Wirkstoff verwendet werden, der gegen die in Pferd und Stall vorkommenden Würmer wirkt. Der Wurmbefall und der Behandlungserfolg sollten regelmäßig von einem Tierarzt über eine Kotuntersuchung überprüft werden (Eizahlreduktionstest).
„Zu häufiges Entwurmen schädigt die Gesundheit meines Pferdes und ist belastend für den Darm.“
Die modernen Präparate sind sehr gut verträglich für das Pferd und nicht gesundheitsschädlich. Im Gegenteil: es sind die Folgeerscheinungen eines chronischen Parasitenbefalls, die stets unterschätzt werden!
„Entwurmungsmittel sind gefährlich für Fohlen.“
Bei genauer Einhaltung der Dosierung und der in der Gebrauchsinformation vorgesehenen Altersbeschränkung können auch bereits Fohlen entwurmt werden. Allerdings wird das Körpergewicht häufig überschätzt, was unbeabsichtigt zu einer Überdosierung führen kann.
„Große Strongyliden sind die wichtigsten Magen-Darm-Parasiten des Pferdes.“
In Bezug auf die Gefährlichkeit waren die großen Strongyliden vor der Einführung der regelmäßigen Entwurmung die wichtigsten Magen-Darm-Parasiten des Pferdes. Von dieser konsequenten Bekämpfung (mind. alle 6 Monate) profitieren unsere Pferde bis heute. Aktuell sind die kleinen Strongyliden die bedeutendsten und gefährlichsten Parasiten des Pferdes.
„Alle Entwurmungsmittel sind gleich gut wirksam.“
Die verschiedenen Wirkstoffe sind sehr unterschiedlich hinsichtlich Leistungsspektrum, Wirkungsdauer und Resistenzen!
„Eine regelmäßige Parasiteninfektion stärkt die körpereigenen Abwehrkräfte des Pferdes.“
Kein Pferd sollte den Gefahren eines chronischen Parasitenbefalls ausgesetzt werden. Selbst durch ein verantwortungsvolles Entwurmungsprogramm wird niemals eine vollkommene Wurmfreiheit erreicht. Ziel einer modernen Entwurmung ist es, die Wurmbelastung im Pferd möglichst gering zu halten, sodass es nicht zu chronischen Erkrankungen, Leistungseinbußen oder sogar zum Tod kommt.
„Die Kotprobe meines Pferdes ergab keinen Hinweis auf Bandwurmbefall.“
Speziell Bandwürmer bzw. deren Eier oder Anteile sind besonders schwierig zu diagnostizieren. Daher sollte mindestens 1 x pro Jahr nach der Weidesaison gegen Bandwürmer entwurmt werden.
„Bei regelmäßigem Absammeln der Pferdeäpfel von der Weide bzw. vom Paddock müssen die Pferde weniger entwurmt werden.“
Eine regelmäßige Weidehygiene spricht für ein hervorragendes Stallmanagement und dämmt den Parasitendruck ein. Sie ist neben gutem Stallmanagement und gezielten Entwurmungen nur ein Pfeiler eines verantwortungsvollen Entwurmungsprogrammes.
„Ivermectin wirkt gegen kleine Strongyliden.“
Stimmt, aber nur zu einem geringen Teil: nur ca. 10 % dieser Parasiten hält sich im Darmrohr auf. Der Hauptanteil allerdings sitzt in kleinen Kapseln geschützt in der Wand des Darmes. Nur Moxidectin erfasst bei eimaliger Verabreichung neben den Darmformen auch die eingekapselten Stadien in der Darmwand.