Die Bedingungen der modernen Pferdehaltung können leider nicht die Verhältnisse imitieren, denen Wildpferde ausgesetzt sind und waren. Wildpferde legen täglich weite Distanzen zurück und sind so nur einem geringen Infektionsrisiko mit Würmern ausgesetzt. Unsere Pferde finden diese weiten Flächen nicht vor, stehen auf relativ engem Raum zusammen und sind einem Infektionsdruck mit Parasiten ausgesetzt, der eine regelmäßige Entwurmung unumgänglich macht. Ziel der Entwurmung ist es, die Wurmlast im Pferd möglichst gering zu halten. So können durch Magen-Darm-Parasiten verursachte Erkrankungen vermieden oder effizient behandelt werden.
Drei Faktoren bestimmen im Wesentlichen die Wurmkontrollstrategie: Zum einen spielt die Weidehygiene eine wichtige Rolle, da sich die Pferde über die Weide mit infektiösen Eiern und Larven anstecken. Darüber hinaus ist neben einem gezielten Entwurmungsmanagement auf ein optimales Bestands- und Stallmanagement zu achten.
1. Weidehygiene
Eine verantwortungsvolle Weidehygiene (Weidemanagement) umfasst mechanische und chemische Maßnahmen.
Mechanisch
- Regelmäßiges Entfernen der Pferdeäpfel (mindestens 1 x wöchentlich, in warmen und feuchten Phasen auch 2 x wöchentlich)
- Ausreichend große Weideflächen (idealerweise 2 Pferde pro Hektar)
- Umtriebsweide (regelmäßiger Koppelwechsel.)
- Wechselweide mit Wiederkäuern (Wiederkäuer nehmen für die Pferde infektiöse Stadien beim Weiden auf und “reinigen” damit die Weide)
- Entfernung von Kothaufen aus überständigen Gras, Einebnung von Trittstellen
- Die Tiere nach Möglichkeit nicht vom Boden füttern, sondern aus Futterraufen, Heunetzen, Eimern (Gefahr der Parasitenaufnahme über den Boden wird verringert.)
- Nutzen eines Mäh-Mulchers, der gemulchtes Gut im Fangkorb aufsaugt und so ca. 80% der Kothaufen aufnimmt.
Chemisch
- Kalken der Weiden durch geperlten Kalkstickstoff im April (70-80 kg pro Hektar) – ABER: diese Methode bietet keine vollständige Wirksamkeit gegen Infektiosität von Spulwurmeiern oder Moosmilben
- Kein Düngen mit Pferdemist auf Pferdekoppeln und Wiesen
- Entwurmen
2. Entwurmungsmanagement
Bisher werden Parasiten durch prophylaktische, regelmäßige Entwurmung aller Pferde eines Bestandes oder einer Altersgruppe bekämpft. Dieser Ansatz, die strategische Entwurmung, hat sich in der Vergangenheit bewährt, z.B. auch in der Zurückdrängung der großen Strongyliden aus den Pferdebeständen. Jüngere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass manche Parasitenarten über die Jahre eine Resistenz gegenüber bestimmten Wirkstoffen entwickelt haben und diese somit nicht mehr voll wirksam sind.
Aus diesem Grund sollten Wurmkuren inzwischen so eingesetzt werden, dass die Resistenzentwicklung möglichst vermieden oder zumindest verzögert wird.
Ein möglicher Ansatz ist hierbei die selektive Entwurmung. Hier beruht das Prinzip darauf, dass vor einer Wurmkur eine Kotuntersuchung aller Pferde durchgeführt wird. Entwurmt werden danach nur die Pferde, die tatsächlich über einen gewissen Schwellenwert hinaus mit kleinen Strongyliden „belastet“ sind. Das erste Jahr wird genutzt, um Niedrigausscheider und Hochausscheider zu identifizieren. Niedrigausscheider werden nur selten bis gar nicht mehr, Hochausscheider bis zu viermal pro Jahr entwurmt. Die Häufigkeit einer Behandlung für den gesamten Bestand kann damit theoretisch deutlich reduziert werden. Jedoch ist diese Strategie in der Praxis aufgrund der vorherrschenden Haltungs- und Organisationsformen in den meisten Pensions- und Reitställen schwer durchführbar. Zudem eignet sich diese Methode nur für erwachsene Pferde ab 5-6 Jahren, da für Fohlen und Jungtiere besondere Entwurmungsstrategien gelten. Auch kann die Eizählung im Kot kein sicheres Bild der tatsächlichen Wurmbelastung bieten: die eingekapselten Larven der kleinen Strongyliden sowie Bandwürmer oder Magendasseln lassen sich über eine Kotprobe nicht ausreichend erfassen. Bei Spulwurmeiern im Kot sollte sofort ab dem ersten Ei behandelt werden.
Fazit:
Moderne Entwurmungsstrategien sollten darauf abzielen, das Einzeltier abhängig von Alter, Gewicht, Jahreszeit, Resistenzlage, Haltungsform und parasitologischem Status so wenig wie möglich und so häufig wie nötig zu entwurmen. Ergänzende Diagnostik (Kotuntersuchungen) zur Überprüfung der Wirksamkeit der eingesetzten Wurmkuren (Eizahlreduktionstest) bildet die Basis für ein gut entwurmtes Pferd.
Eine erste Einschätzung, wie und wann Sie Ihr Pferd entwurmen sollten, erhalten Sie über den Entwurmungstest. Besprechen Sie das Ergebnis mit Ihrem behandelnden Tierarzt - er kennt Ihr Pferd am besten und kann zusammen mit Ihnen unter Berücksichtigung individueller Faktoren das geeignete Entwurmungsprogramm zusammenstellen.
Bitte beachten Sie auch folgende Hinweise:
3. Bestands- und Stallmanagement
Es sollten möglichst alle Pferde eines Bestandes in das Entwurmungsprogramm einbezogen werden. Neuzugänge aus einem anderen Stall sollten mit einem Wirkstoff mit dem breitestem Spektrum entwurmt und zwei bis drei Tage isoliert werden (Quarantänebox), bevor sie zur bestehenden Gruppe gelassen werden. So wird ein Einschleppen von Parasiten in den eigenen Bestand vermieden. Neben der regelmäßigen Reinigung der Pferdeboxen ist v.a. die Reinigung der Quarantänebox wichtig. Hilfreich können hier der Einsatz eines Dampfstrahlers und eine anschließende Desinfektion für eine wesentliche Reduktion des Infektionsdrucks und Neuinfektionen sein. (Quelle: Pferdegesundheitsdienst)
http://www.tsk-bw-tgd.de/download/ Documents/parapgd1.pdf
Zu beachten ist:
Regelmäßige Kotuntersuchungen des gesamten Bestandes sollten durchgeführt werden, um einen Hinweis auf das Spektrum vorhandener Parasiten und mögliche Resistenzen (Eizahlreduktionstest) zu bekommen.